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an Brandenburg fallen solle. Durch das Alles wurde das brau-
denburgische Reich immer bedeutender. Die Zahl der Einwohner
stieg mit jedem Jahre. Ueberall baute man Dörfer und Städte.
So sind zu jener Zeit Frankfurt an der Oder und Landsberg an
der Warthe gegründet. In den Städten wohnten viele Hand-
werker, die mancherlei Gewerbe trieben und gute Waare lieferten,
mit welcher man nach dem Auslande hin handelte. Dadurch ver-
schaffte man den Einwohnern einträgliche Erwcrbszweige. Dies
Alles setzte die Unterthanen in Thätigkeit und erhöhte den Wohl-
stand. Salzwedel war damals schon eine reiche Handelsstadt. Vor-
züglich ist von den Regenten Vrandenburg's aus dieser Zeit Otto,
genannt mit dem Pfeile, zu merken. Er war ein landesväterlicher
Fürst, beförderte Handel und Gewerbe und gehörte zu den gebil-
detsten Männern seiner Zeit. Dazu war er auch ein mächtiger
Held und führte mehrere Kriege. In einem derselben gegen den
Herzog von Pommerellen erwarb er die Landestheile Stolpe und
Schlawe, in einem andern gegen den Erzbischof von Magdeburg
erging's ihm aber schlecht. Otto wünschte nämlich, seinen Bruder
zum Erzbischof von Magdeburg erwählt zu sehen. Das schlug fehl.
Darüber erzürnte Otto und wollte mit dem Schwerte zwingen, was
Güte nicht vermocht hatte. Mit einer großen Kriegsschaar brach er
gegen die Stadt Magdeburg los und glaubte so gewiß an das Gelingen
feines Vorhabens, daß er laut verkündete: „Ich werde in wenigen
Tagen Magdeburg nehmen und dann," wie er gotteslästerlich hin-
zufügte, „meine Pferde in der Domkirche füttern lassen." Der neue
Erzbischof war aber ein wackerer und unerschrockener Mann. In
feuriger Rede wußte er seine Magdeburger zu begeistern. Jung
und Alt ergriff die Waffen, voll Kampfbegier eilten große Schaaren
gegen den Brandenburger. Dieser wurde bei Frofe angegriffen,
nach heftigem Kampfe besiegt und selbst gefangen genommen. Mit
Frohlocken schleppten ihn die Feinde nach Magdeburg, ließen dort
einen großen hölzernen Käfig machen und stellten in demselben den
Markgrafen öffentlich zur Schau aus. Dann sperrten sie ihn in
ein düsteres Gefängniß. In dieser Noth erinnerte sich Otto eines
alten Dieners seines Vaters, des Ministers von Buch, und glaubte,
der wisse Rath in diesem Unglücke. Daher ließ er seiner Gemahlin
entbieten, zu dem alten Buch zu reisen und ihn um seine Mei-
nung zu fragen. Der rieth der Markgräfin, nach Magdeburg zu
eilen und dort die Domherren zu bestechen. Es geschah, und als
nun der Erzbischof die Bestochenen um Rath befragte, was mit dem
Gefangenen zu machen sei, antworteten sie, er solle 50,000 Thaler
Lösegeld fordern und ihn dann entlassen. Der Erzbischof glaubte
den Domherren und entließ Otto, damit er das Geld schaffe. Der
Markgraf war aber in Verlegenheit, wie er so schnell eine so große
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Extrahierte Personennamen: Otto Stolpe Otto Otto Otto Otto
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französischen Schaaten zu Tausenden und gebot dazu noch den Für-
sten, die mit ihm verbündet, oder doch in seiner Gewalt waren,
ihm eiligst große Heerhaufen zuzuführen. Auch Friedrich Wilhelm
mußte 20,000 Mann stellen. Unzählige Haufen Krieger zogen durch
Preußen nach Rußland, und alle diese Massen mußten von den
armen Unterthanen einquartiert und verpflegt werden. An der
russischen Grenze ordnete Napoleon sein Heer, welches er prahlerisch
die große Armee nannte. Man hatte noch nie eine schönere und
größere Kriegermasse auf einem Punkte versammelt gesehen. Ihrer
waren 500,000 zu Fuß und zu Roß, mit einem Zuge von 1300
Kanonen. Stolz rückte der französische Kaiser mit dieser Macht in
das feindliche Reich. In unaufhörlichen Kämpfen trieb er die
Russen zurück und drang bis Moskau vor. Als er die alte,
große und glänzende Hauptstadt von einem Hügel herab zu seinen
Füßen liegen sah, rief er freudig: „Da ist sie denn endlich, diese
hochberühmte Stadt!" und die französischen Soldaten sprangen
lustig um ihn her und jubelten: „Moskau! Moskau!" Denn ihr
Kaiser hatte ihnen versprochen, daß sie hier vom langen Kriegszuge
sich den ganzen Winter über erholen und recht gütlich thun, im
folgenden Jahre aber Petersburg und das übrige Rußland besetzen
sollten. Wie sonderbar wurde aber den Franzosen zu Muthe, als
sie bei ihrem Einzuge in die große Stadt die langen Straßen ganz
still fanden und nur Greise und verdächtiges Gesindel sahen. Es
währte gar nicht lange, so fing cs hier und da und dort an zu
brennen. Immer größer wurde die Gluth und immer dicker der
schwarze Rauch. Ein heftiger Wind trieb die Flamme von Haus
zu Haus, Hunderte von Häusern standen in Feuer, die ganze Stadt
brannte. Die Franzosen erschraken. Mit Grausen sah Napoleon
in das Flammenmeer, welches weithin leuchtete, und rief: „Entsetz-
licher Anblick!" Er mußte nur eilen, mit seinen Soldaten aus
diesem Gräuel der Verwüstung zu entkommen, sonst verbrannte Alles.
Ihm selbst versengten Haar und Kleider.
Da lag nun die Hoffnung der Franzosen, den Winter über
in Moskau zu schwelgen, in Äsche. Wäre Napoleon gleich rasch
zurückgezogen, so hätte er vielleicht Manches gerettet, doch er hoffte,
Rußlands Kaiser zum Frieden zu bringen, und damit verbrachte
er die Zeit. Aber Alexander antwortete, an Frieden sei nicht zu
denken, sondern jetzt fange der Krieg erst recht an.
Es war an einem schönen Herbsttage im October 1812, als
die französische Armee ihren Rückzug aus Rußland begann. Die
Russen hatten sich aber schon in Bewegung gesetzt, und so sahen
die Franzosen vor und neben und hinter sich Feinde, die beständig
heranstürmten und angriffen. Dessen ungeachtet ging der Zug noch
ziemlich regelmäßig. Plötzlich erhob aber der Himmel die Rächerhand.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Gluth Napoleon Napoleon Alexander Alexander
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und sonstigen Kosten fast sechs Millionen Thaler ausgegeben, da
endlich gelang es, am 16. November 1700 die sehnlich gewünschte
Einwilligung zu erhalten. Wer war froher, als Friedrich! Sofort
machte er sich im December 1700 auf den Weg nach Königsberg,
um sich in der Hauptstadt von Preußen krönen zu lassen. Es
war ein ungeheurer Zug. Man hatte ihn in vier Haufen getheilt, von
denen der erste allein aus 400 Wagen bestand. 30,000 Pferde waren
nöthig, um alle Wagen fortzuschaffen. Am 15. Januar 1701 fingen
die Feierlichkeiten in Königsberg an. Auf den Straßen verkündeten
prächtig gekleidete Beamte, daß das bisherige Herzogthum Preußen
zum Königreiche erhoben und der Herzog desselben König in Preußen
sei. Das Volk rief jubelnd: „Lange lebe Friedrich der Erste, unser
allergnädigster König! Lange lebe Sophie Charlotte, unsere allergnä-
digste Königin!" und Pauken und Trompeten schmetterten drein.
Am folgenden Tage, der ein Sonntag war, flehte man in
allen Kirchen des Landes zu Gott um Beistand zur bevorstehenden
Krönung. Am 17. Januar stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden
mit der schönen Inschrift: Einem Jeden das Seine. Am 18. Jan.
war die Krönung und Salbung des ersten Königs von
Preußen. Schon ganz in der Frühe des Morgens versammelten
sich die vornehmsten Männer auf dem Schlosse zu Königsberg. Alle
waren auf's prächtigste in Sammet und Seide gekleidet. Um 9 Uhr
erschien Friedrich. Er trug ein scharlachenes, mit Gold gesticktes
Kleid, welches mit diamantenen Knöpfen besetzt war, jeder 3000 Du-
katen an Werth. Um seine Schultern hing der prachtvolle Königs-
mantel aus rothem Sammet, auf welchem man überall Kronen und
Adler aus Gold gestickt sah. Drei dicke Diamanten, die über eine
Tonne Goldes kosteten, dienten als Knöpfe. In einem großen Saale
war der Königsthron errichtet. Auf diesem ließ sich der neue König
nieder. Dann setzte er sich die Krone auf, nahm das goldene
Scepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand, und
nun huldigten ihm alle Anwesenden. Sobald dies geschehen, holte
man die Königin ab, krönte sie, führte sie zum Throne und huldigte
auch ihr. — Jetzt folgte die feierliche Salbung. Der prächtige
Zug setzte sich nach der evangelischen Schloßkirche in Bewegung.
Der Weg dahin war mit rothem Tuche belegt, an beiden Seiten
standen lange Reihen Soldaten, und überall in den Häusern, ja so-
gar auf den Dächern die unermeßlichen Massen des Volks, welches
jubelnd das königliche Paar begrüßte. Als der König und die
Königin bis an die Kirchthür gekommen waren, wurden sie von den
Predigern zu dem Throne vor dem Altäre geführt. Nach dem Ge-
sänge und der Predigt kamen die Prediger vor den Altar. Der
Königs ging hinzu, kniete auf ein Bänkchen nieder und legte Krone
und Scepter neben sich. Der Bischof von Bär salbte den König
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Sophie_Charlotte Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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führung. Es war ein schöner Mondschein, und es begann eine grausige
Jagd. In den Feldern und in den Dörfern wurden btc Franzosen
aufgejagt: wer nicht schnell genug fliehen konnte, wurde nieder-
gehauen, oder mußte sich ergeben. Es währte nicht lange, so waren
unsere braven Soldaten vor Genappe. Rasch wurde das Städtchen
genommen, und im Nn waren die Wagen umzingelt. Mit Ent-
setzen erwachte Napoleon; kaum hatte er Zeit, aus dem Wagen zu
springen und davon zu laufen, dann sich auf ein Pferd zu werfen
und aus der Stadt zu sprengen. Wagen, Hut, Degen, Krone,
Kaisermantel, Edelsteine und sonstige Kostbarkeiten fielen in die
Hände der Sieger. Napoleon eilte nach Paris. Zehn Tage nach-
her standen auch die Verbündeten vor den Thoren der treulosen
Stadt. Drinnen war wieder, wie das erste Mal, Schrecken und
Verwirrung. Am 7. Juli ergaben sich die Pariser, und die Preußen
und Engländer hielten zum zweiten Male einen schönen Sieges-
einzug. Diesmal wurde aber die Hauptstadt hart mitgenommen.
Der alte Blücher züchtigte das leichtsinnige Frauzosenvolk recht
ordentlich. Zuerst sagte er: „Die Franzosen haben es sich lauge
Zeit sehr wohl in Berlin schmecken lassen, die Preußen sollen cs
eben so auch in Paris haben." Und wie der deutsche Held befahl,
so mußte es ohne Widerrede geschehen. Dann gebot er, 100 Mil-
lionen Franken Kriegssteuer zu zahlen. Das war die zweite Demü-
thigung. Ucber die dritte jammerten die Franzosen am ärgsten.
Sie hatten auf ihren Siegeszügen überall au8 den Ländern die
schönsten Gemälde, Bildsäulen und sonstigen Kunstwerke geraubt
und im Triumphe nach Paris geschleppt. Dort standen diese
prachtvollen Sachen als Siegeszeichen aufgestellt. „Ich werde Alles
zurücknehmen, was preußisches Eigenthum ist," sprach Blücher, und
nun ließ er ausräumen und hörte nicht eher auf, bis er das kleinste
Stück zurückgenommen und in das Vaterland gesendet hatte. Als
das die andern Völker sahen, griffen sie auch zu und nahmen das
Ihrige, so daß die Franzosen von dem Geraubten nichts behielten.
Am 8. Juli kehrte der geflüchtete König Ludwig, der Achtzehnte,
nach Paris zurück. Mit ihm wurde der zweite Pariser Frieden
geschlossen. Frankreich mußte mehrere Landcstheile an der Grenze
abtreten, 700 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen und eine
Reihe Festungen hergeben, welche auf 3 bis 5 Jahre von den Bun-
destruppen besetzt wurden. Das war die Strafe für die Franzosen,
weil sie Napoleon wieder ausgenommen hatten. Er selbst entging
seinem Richter auch nicht. Von Paris aus war er an die Meeres-
küste geflohen, um nach Amerika zu entwischen. Das wollte ihm
aber nicht glücken, und als ihm nun die Preußen nahe kamen,
gerieth er so in Angst, daß er sich den Engländern ergab. Diese
sollten ihn, so meinte er, nach England bringen, dort wollte er ruhig
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Berlin Paris Paris Paris Frankreich Amerika England
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nicht, was er machen sollte. Bald wollte er Paris stürmen, bald
bat er die Fürsten demüthig um Frieden. Aber diese sagten kurz
und gut: „Weder mit Napoleon, noch mit einem Gliede seiner
Familie unterhandeln wir. Ihr Franzosen könnt euch eine andere
Regierung wühlen." Nun versammelte sich der Senat von Frank-
reich, setzte Napoleon förmlich ab und rief den Bruder des Hin-
gerichteten Königs Ludwig, unter dem Namen: Ludwig der Acht-
zehnte, auf den französischen Königsthron. Napoleon weinte, als
er dies erfuhr; da er aber sah, daß man auf ihn gar nicht hörte,
zog er still nach Elba bei Italien, welche Insel man ihm zum
Wohnsitze angewiesen hatte.
Mit dem neuen französischen Könige schlossen die Herrscher den
ersten Pariser Frieden. Dann zogen die fremden Heere aus
Frankreich. Auch unsere braven Soldaten wendeten sich der Hei-
math zu. Der König dankte ihnen für ihre Treue und Tapferkeit
und befahl, daß Jeder, der dem großen Kampfe beigewohnt, eine
Denkmünze aus dem Metalle- der eroberten Kanonen zur Erinne-
rung haben sollte. Am 7. August hielt der geliebte Monarch mit
den Garden einen feierlichen Einzug in Berlin. Das war ein
wahrer Festtag! Die Zuschauer weinten Freudenthränen, daß nun
das schöne Ziel errungen sei. Bis vor das königliche Schloß ging
langsam der majestätische Zug. Dort hatte man einen Altar er-
richtet, denn vor Allem dem gnädigen Gott Lob und Preis zu
bringen, das hatte der gute, fromme König befohlen. In großen
Reihen standen da die Schaaren und Tausende von Zuschauern, in
der Mitte der König und das Gefolge. Ein feierlicher Gottesdienst
wurde gehalten. Und als am Schluffe der Geistliche im inbrün-
stigen Gebet die Hände gen Himmel erhob, sank der König auf
die Kniee und mit ihm alle die Tausende, welche zugegen waren.
In demselben Augenblicke brach die Sonne mit freundlichen Strahlen
aus dem bisher düsteren Himmel und beschien mild die Betenden.
47. Napoleon kommt wieder nach Frankreich.
Es waren seit 20 Jahren in Europa durch die Franzosen und
ihren Kaiser solche Umwälzungen geschehen, daß man jetzt genug
zu thnn hatte, um Alles wieder in Ordnung zu bringen. Die
Fürsten und Abgeordneten versammelten sich daher in Wien und
wollten dort gemeinschaftlich bcrathen, wie man Jeden nach Ge-
bühr befriedige. Das war aber nicht leicht. Der Eine forderte
dies, der Andere jenes, und cs war schon im Voraus zu denken,
daß man in allen Stücken nicht gleich einig sein werde. Als Na-
poleon dies hörte, freute er sich, denn er meinte, nun entstände
große Uneinigkeit unter den verbündet gewesenen Fürsten, und jetzt
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Ludwig Ludwig Ludwig_der Ludwig Napoleon August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frank- Elba Italien Frankreich Berlin Frankreich Europa Wien
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sei es Zeit, seinen heimlichen Plan auszuführen. Er hatte näm-
lich immer recht fleißig an feine Anhänger in Frankreich geschrieben
und gesagt, er wolle bald kommen und sich wieder zum Kaiser der
Franzosen machen. Die alten Soldaten und Anführer, dazu viele
andere Menschen, die von den Kriegen großen Nutzen gehabt hat-
ten, hörten dies gern und warteten mit Sehnsucht auf Napoleons
Erscheinen. Am 28. Februar 1815 giebt er Befehl, sich einzu-
schisfen. 600 Mann seiner alten Garde, die er mitgenommen,
eilen dem Ufer zu und gehen mit ihm zu Schiffe. Der hundert-
stimmige Ruf ertönt: „Paris oder Tod!" Die englischen und fran-
zösischen Wachtschiffe, welche bei Elba lagen, um den treulosen
Eroberer zu beobachten, werden überlistet, und am 1. März 1815
landet er wirklich mit seinem Häuflein an der Küste von Frankreich.
Plötzlich ertönte durch Europa der Schrcckensruf: Napoleon ist von
Elba weggegangen und nach Frankreich gekommen, um wieder Kai-
ser zu werden! Auch nach Wien kam die Nachricht. Ucberall er-
schrak man, aber Jeder glaubte, der Waghals werde bald verloren
sein, so tollkühn erschien das Unternehmen. Selbst die Franzosen
erstaunten zuerst. Doch bald nahmen sie ihren alten Kaiser mit
Frohlocken auf; dcun sie dachten noch an die Zeiten, als sie das
große Volk und die Unbesiegten sich nannten. Der alte Hochmnth
stieg ihnen gewaltig in den Sinn. Die Städte öffneten dem Wic-
dergekommenen die Thore, die Soldaten traten zu ihm über, die
Landleute gingen ihm entgegen. Der König Ludwig schickte gegen
den gefährlichen Mann Truppen, um ihn zurückzutreiben oder ge-
fangen zu nehmen; aber diese gingen zu ihrem alten Führer über.
In 20 Tagen machte Napoleon einen Weg von 100 Meilen und
hielt unter lautem Jubel seinen Einzug in Paris. Der französische
König mußte nach den Niederlanden fliehen. —
Eine solche Schändlichkeit hatte die Welt noch nie gesehen.
Alle Völker wurden zornig. Napoleon erwartete dies, darum sagte
er: „Das Unglück hat mich klüger gemacht. Ich werde gern Frie-
den halten. Frankreich ist groß genug, ich werde an keine Er-
oberungen wieder denken." Aber die versammelten Fürsten in Wien
hörten auf die Heuchelreden nicht, sondern sprachen: „Napoleon ist
ein Wortbrüchiger, mit welchem wir nichts zu thun haben wollen.
Von der Gemeinschaft der Guten ist er ausgeschlossen und der
Strafe anheim gefallen. Er ist ein gemeinsamer Feind, und wir
wollen ihn bekämpfen." Jetzt ergriffen alle Völker die Waffen. Die
Russen, die Oesterreicher, die Deutschen und vor Allen die braven
Preußen erhoben sich. Tausende von Kriegern sammelten sich in
den Niederlanden. Da standen auf der einen Seite die Engländer,
Niederländer, Hannoveraner, Braunschweiger und Nassauer unter
dem englischen Herzog von Wellington, an 80,000 Mann stark,
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Hochmnth Ludwig Ludwig Napoleon Napoleon Nassauer
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Napoleons Elba Frankreich Europa Elba Frankreich Wien Paris Frankreich Wien Niederlanden Wellington
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gehen, an einer paffenden Stelle über den Meeresarm Brücken zu
schlagen und den Feind im Rücken anzugreifen.
Die Oesterreicher und einige preußische Garderegimenter waren
auf den westlichen Flügel des Danewirke vorgerückt und griffen am
3. Februar bei Oberselk und Iagel an. Sechs dänische Bataillone
verteidigten brav die Höhen, doch die Verbündeten erstürmten den
Königsberg und pflanzten dort eine gezogene preußische 12pfünder-
Batterie auf, um dem Feinde den Gruß in die Festungswerke zu senden.
Unterdeß war Prinz Friedrich Karl mit seinem Heere an der
Schlei bis dem Städtchen Kappeln gegenüber abwärts gezogen;
dort sollten die Brücken geschlagen werden. Daß dies an jenem
Platze wegen der vielen Sümpfe und Moräste geschehen könne, hielt
General de Meza für unmöglich. Er irrte. Fischer und Schiffer
aus der Umgegend halfen die Schiffbrücken schlagen und in der
Nacht vom 5. auf den 6. Februar war Alles fertig. Plötzlich sah
man in der Morgenzeit das Städtchen Kappeln hell erleuchtet und
jubelnd hörte man von dort den Gesang: „Schleswig-Holstein
meerumschlungen!" Was bedeutete das? — Der dänische Ober-
general erhielt die Nachricht: Die Preußen ziehen über die Schlei.
Sofort machte er sich mit seinen Truppen in aller Stille auf, ver-
ließ das Danewirke ohne Schwertschlag und eilte durch die Stadt
Flensburg in die Schanzen von Düppel. Die österreichischen Vor-
posten hatten in der Nacht wohl Kommandowortc, Pferdegetrappel
und Raffeln von Wagen und Geschützen gehört, aber an einen Ab-
zug des Feindes dachte man nicht, bis Leute aus der Stadt
Schleswig kamen und sagten: Die Dänen sind abgezogen. Nun
ging's hinter dem Feinde her, doch dieser rannte, wie ein Rasen-
der, um zu entwischen. Bei Oeversce wurde er eingeholt. Er hatte
seine besten Regimenter in die Nachhut gestellt und in den Buchen-
waldungen und hinter den Knicks — das sind 4 bis 5 Fuß hohe
Stein- und Erdwälle mit Strauchwerk bepflanzt, welche quer über
die Felder gehen, damit diese nicht von den Seestürmen zerfegt
werden, — verthcilt. Muthig griffen die Oesterreicher an, brav
wehrten sich die Dünen. Das erste dänische Infanterie-Regiment
wurde hier rein vernichtet, doch es hatte durch seine Tapferkeit die
Armee gerettet. Denn obschon die Oesterreicher einen Knick nach
dem andern und zuletzt auch die Buchenwaldungen nahmen, so
hatte es doch die Feinde so lange aufgehalten, daß 14 dänische
Regimenter in die Düppeler Schanzen und nach der Insel Alsen,
die andern Truppen über Apenrade und Hadersleben nach der
Festung Friedericia in Jütland entkamen.
Noch irrten die letzten Dänen in der Stadt Flensburg um-
her, als die preußischen Husaren und Dragoner auch schon ein-
rückten. Prinz Friedrich Karl war von Kappeln aus mit seinem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Meza Friedrich_Karl_war_von_Kappeln Friedrich Karl
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fliehen und hatten viele Gefangene, Todte und Verwundete ver-
loren.
Unterdeß hatte die preußische Artillerie ihre schweren Geschütze
den Schanzen näher und näher gebracht und schoß die Wälle ge-
waltig zusammen. Man wollte die Dänen bei Osterdüppel und
Nübel ganz in ihre Werke zurückwerfen und auf den eroberten
Plätzen Batterien anlegen. Am 28. März sollte das 8. und 18.
Regiment den Angriff unerwartet ausführen, aber die Sache war
den Feinden verrathen und sie machten sich fertig. Muthig gingen
die Preußen vor, listig zog sich der Feind zurück. In übergroßer
Siegcsfreude stürzten unsere Truppen weiter und drangen in eine
der Schanzen. Doch hier standen 4 dänische Regimenter und sielen
über die Stürmenden her. Es entstand ein grausiger Kampf. Trotz
der Uebermacht schienen unsere Regimenter die Oberhand zu behal-
ten, als plötzlich der Rolf Krake heranbraus'te und so entsetzlich
Granaten und Bomben auf unsere tapfern Soldaten warf, daß sie
weichen mußten. Prinz Friedrich Karl belobte nach dem Kampfe
die Braven und fragte die Achtzehner, welche meistens Polen aus
der Provinz Posen waren, wie es ihnen in dem Gefechte ergangen
sei. „I, sehr kut. Königliche Hoheit," sagte ein Pole, „hätte wir
das Schanz richtik kriegt, wenn Kahn verfluchtiker nit gewese wär."
(Er meinte den Rolf Krake.)
In der Mitte des Monats April beschloß Prinz Friedrich Karl,
die Schanzen zu erstürmen. Ganz in der Stille looseten die Re-
gimenter, welche Bataillone die Sturmkolonnen bilden sollten.
Ihrer 11 bis 12 waren dazu bestimmt. Die Mannschaften nahmen
das heil. Abendmahl, um im Vertrauen auf Gott das schwere Werk
auszuführen. Nachts Schlag 12 am 17. April traf der Befehl
ein, daß die Bataillone um 2 Uhr Morgens am 18. in den Lauf-
und Schanzgräben still sich aufstellen sollten. Es geschah. Nun
fingen alle preußischen Batterien so furchtbar zu feuern an, daß die
Erde erbebte. Die Dänen merkten die Gefahr und machten sich
bereit. Ihre Kanonen antworteten und die Regimenter waren auf-
gestellt. Sie erwarteten den Sturm in der Morgendämmerung,
doch es geschah nichts. Noch immer donnerten die preußischen Ge-
schütze; endlich hielt der Feind das Ganze für einen Scheinangriff.
Plötzlich hörte Schlag 10 Uhr das Geschützfeuer auf. Im selben
Augenblicke brachen die Sturmkolonnen mit Hurrah und Musik auf
die Schanzen Nr. 1 bis 6 los. In zwanzig Minuten waren sie
größtentheils genommen und die preußischen Fahnen wehten von
den feindlichen Wällen. Die ganze Erstürmung geschah in Einem
Ruck und in schönster Ordnung. Zwar wehrten sich die Dänen
in einigen Werken brav, zwar kam der Rolf Krake herangebraust
und feuerte auf die Preußen, doch die Feinde wurden zurückge-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Rolf_Krake Friedrich_Karl Friedrich Karl Rolf_Krake Friedrich_Karl Friedrich Karl Rolf_Krake
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Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegsruf erklang.
Her, wie der weiße Jüngling im Sattel sich schwang!
Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht,
Mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
Bei Lützen auf der Au' er hielt solchen Strauß,
Daß vielen tausend Welschen der Athem ging aus.
Viel Tausende liefen dort hasigen Lauf,
Zehntausend entschliefen, die nie wachen auf.
Am Wasser der Katzbach er's auch hat bewährt.
Da hat er den Franzosen das Schwimmen gelehrt.
Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab,
Und nehmt, Ohnehosen, den Wallfisch zum Grab.
Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch!
Da schirmte die Franzosen nicht Schanze noch Burg;
Sie mußten wieder springen, wie Hasen über's Feld,
Und hell ließ erklingen sein Hussa der Held.
Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht!
Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht,
Da lagen sie sicher nach blutigem Fall,
Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall.
Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren heraus!
Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus,
Dem Siege entgegen, zum Rhein, über'n Rhein,
Du tapferer Degen, in Frankreich hinein!
41. Gott segnet noch ferner die gerechte Sache.
Als Napoleon von seinem Zuge gegen Bliicher wieder in Dres-
den ankam, war die böhmische Armee, welche fast aus lauter Oester-
reichern bestand, schon vor dieser Skadt, um sie wegzunehmen. An
demselben Tage, an welchem Blücher die Franzosen schlug, begann
vor Dresden die schwere Schlacht. Sie fiel leider nicht glücklich für
die Verbündeten aus. Der österreichische Feldherr meinte, Napo-
leon sei noch in Schlesien, und deshalb habe er leichtes Spiel,-
aber der grausige Kriegsmann war mit großen Schaaren zurückge-
kommen und wehrte sich, wie ein Löwe. Die Ocsterreicher stürmten
auf die Schanzen und die Stadt los und drangen tapfer vor, doch
brav kämpften die Franzosen und jagten die Oesterreichcr zurück.
So ging cs den ganzen Tag hindurch. Am folgenden Tage fiel
Napoleon mit seiner ganzen Macht aus Dresden, nahm seinen
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Extrahierte Personennamen: Blücher Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Saus Rhein über'n_Rhein Frankreich Dres- Dresden Schlesien Dresden
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ausüben lassen. Unter seinen Marschällen hatte er einen sehr küh-
nen und tapfern Mann. Er hieß Ney. Diesem gab er 80,000
der schönsten Soldaten und den Befehl, bis Berlin durchzudringen.
Ney machte sich auf und nahm so still und schlau seinen Weg,
daß er unversehens am 6. September bei Dennewitz stand, wo
die preußischen Generale Bülow und Tauenzien mit 40,000 Mann
lagerten. Die Franzosen stürmten heran, aber die Preußen standen
fest und wichen nicht vor der Uebermacht. Wenn sie auf einer
Stelle zurückgetricben wurden, so rückten sie bald wieder tapfer
vor und brachten die Feinde zum Weichen. Ney wagte Alles, um
zu siegen; vergebens, ein Dorf nach dem andern ging verloren. Die
Begeisterung der Preußen ward immer größer. Und obschon ihrer
ein Drittel tobt oder verwundet auf dem Platze lag, sie ließen sich
dennoch nicht halten. Erst durchbrachen sie die Mitte der Franzosen,
dann schlugen sie den rechten und endlich den linken Flügel. Am
Abend kam noch die schwedische Armee und nun waren die Feinde
ganz verloren. Der Eine rannte hierhin, der Andere dorthin. Die
meisten flüchteten nach Leipzig und hielten dort mit verbundenen
Köpfen, demüthig auf Kühen reitend, ihren Einzug. Ney schrieb:
„Ich bin nicht mehr Herr der Armee, sie versagt mir den Gehorsam
und hat sich völlig aufgelöst." Er hatte 20,000 Mann, 80 Ka-
nonen und viele Wagen verloren.
Die Schlacht bei Wartenburg. Der Monat September
verging, ohne daß man etwas gegen einander vornahm. Alles, was
Napoleon sich ausgedacht, mißlang. Er rannte bald nach Böhmen
gegen die Oesterreichcr, bald nach Schlesien gegen die Preußen;
aber nirgends konnte er seinen Plan ausführen, und die Sache
blieb, wie sie war. Dem alten Blücher war dieser langsame Gang
des Krieges sehr zuwider. Rasch setzte er sich in Bewegung und ging
zwischen Wittenberg und Torgau über die Elbe. Kaum war der
preußische General Jork, welcher voranzog, auf dem andern Ufer
angekommen, als er zu seinem Erstaunen dicht vor sich eine große
französische Armee sah. Denn eben war in dieselbe Gegend der
General Dcrtrand mit 20,000 Mann gerückt und hatte sich hinter
den hohen Elbdämmcn recht sicher in Ordnung gestellt. Auch er
erschrak nicht wenig, die Preußen so nahe zu sehen. Jork befahl,
sofort anzugreifeu, und cs entstand ein mörderischer Kampf. Die
preußischen Regimenter sprangen kühn in die tiefen Graben, gingen
durch Schlamm und Wasser und kletterten zwischen den Weiden an
den Dämmen in die Höhe. Hier brüllten ihnen aber die Kanonen
und Gewehre der Franzosen entgegen. Hunderte stürzten, doch un-
erschrocken drängten die Folgenden nach, immer höher kamen sie,
immer dichter an den Feind. Endlich waren die Tapfern oben.
Ohne Zagen gingen sie auf die Franzosen los, nichts konnte ihnen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Jork
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Dennewitz Leipzig Wartenburg Wittenberg Torgau