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1. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 8

1868 - Wesel : Bagel
8 (i an Brandenburg fallen solle. Durch das Alles wurde das brau- denburgische Reich immer bedeutender. Die Zahl der Einwohner stieg mit jedem Jahre. Ueberall baute man Dörfer und Städte. So sind zu jener Zeit Frankfurt an der Oder und Landsberg an der Warthe gegründet. In den Städten wohnten viele Hand- werker, die mancherlei Gewerbe trieben und gute Waare lieferten, mit welcher man nach dem Auslande hin handelte. Dadurch ver- schaffte man den Einwohnern einträgliche Erwcrbszweige. Dies Alles setzte die Unterthanen in Thätigkeit und erhöhte den Wohl- stand. Salzwedel war damals schon eine reiche Handelsstadt. Vor- züglich ist von den Regenten Vrandenburg's aus dieser Zeit Otto, genannt mit dem Pfeile, zu merken. Er war ein landesväterlicher Fürst, beförderte Handel und Gewerbe und gehörte zu den gebil- detsten Männern seiner Zeit. Dazu war er auch ein mächtiger Held und führte mehrere Kriege. In einem derselben gegen den Herzog von Pommerellen erwarb er die Landestheile Stolpe und Schlawe, in einem andern gegen den Erzbischof von Magdeburg erging's ihm aber schlecht. Otto wünschte nämlich, seinen Bruder zum Erzbischof von Magdeburg erwählt zu sehen. Das schlug fehl. Darüber erzürnte Otto und wollte mit dem Schwerte zwingen, was Güte nicht vermocht hatte. Mit einer großen Kriegsschaar brach er gegen die Stadt Magdeburg los und glaubte so gewiß an das Gelingen feines Vorhabens, daß er laut verkündete: „Ich werde in wenigen Tagen Magdeburg nehmen und dann," wie er gotteslästerlich hin- zufügte, „meine Pferde in der Domkirche füttern lassen." Der neue Erzbischof war aber ein wackerer und unerschrockener Mann. In feuriger Rede wußte er seine Magdeburger zu begeistern. Jung und Alt ergriff die Waffen, voll Kampfbegier eilten große Schaaren gegen den Brandenburger. Dieser wurde bei Frofe angegriffen, nach heftigem Kampfe besiegt und selbst gefangen genommen. Mit Frohlocken schleppten ihn die Feinde nach Magdeburg, ließen dort einen großen hölzernen Käfig machen und stellten in demselben den Markgrafen öffentlich zur Schau aus. Dann sperrten sie ihn in ein düsteres Gefängniß. In dieser Noth erinnerte sich Otto eines alten Dieners seines Vaters, des Ministers von Buch, und glaubte, der wisse Rath in diesem Unglücke. Daher ließ er seiner Gemahlin entbieten, zu dem alten Buch zu reisen und ihn um seine Mei- nung zu fragen. Der rieth der Markgräfin, nach Magdeburg zu eilen und dort die Domherren zu bestechen. Es geschah, und als nun der Erzbischof die Bestochenen um Rath befragte, was mit dem Gefangenen zu machen sei, antworteten sie, er solle 50,000 Thaler Lösegeld fordern und ihn dann entlassen. Der Erzbischof glaubte den Domherren und entließ Otto, damit er das Geld schaffe. Der Markgraf war aber in Verlegenheit, wie er so schnell eine so große

2. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 71

1868 - Wesel : Bagel
71 französischen Schaaten zu Tausenden und gebot dazu noch den Für- sten, die mit ihm verbündet, oder doch in seiner Gewalt waren, ihm eiligst große Heerhaufen zuzuführen. Auch Friedrich Wilhelm mußte 20,000 Mann stellen. Unzählige Haufen Krieger zogen durch Preußen nach Rußland, und alle diese Massen mußten von den armen Unterthanen einquartiert und verpflegt werden. An der russischen Grenze ordnete Napoleon sein Heer, welches er prahlerisch die große Armee nannte. Man hatte noch nie eine schönere und größere Kriegermasse auf einem Punkte versammelt gesehen. Ihrer waren 500,000 zu Fuß und zu Roß, mit einem Zuge von 1300 Kanonen. Stolz rückte der französische Kaiser mit dieser Macht in das feindliche Reich. In unaufhörlichen Kämpfen trieb er die Russen zurück und drang bis Moskau vor. Als er die alte, große und glänzende Hauptstadt von einem Hügel herab zu seinen Füßen liegen sah, rief er freudig: „Da ist sie denn endlich, diese hochberühmte Stadt!" und die französischen Soldaten sprangen lustig um ihn her und jubelten: „Moskau! Moskau!" Denn ihr Kaiser hatte ihnen versprochen, daß sie hier vom langen Kriegszuge sich den ganzen Winter über erholen und recht gütlich thun, im folgenden Jahre aber Petersburg und das übrige Rußland besetzen sollten. Wie sonderbar wurde aber den Franzosen zu Muthe, als sie bei ihrem Einzuge in die große Stadt die langen Straßen ganz still fanden und nur Greise und verdächtiges Gesindel sahen. Es währte gar nicht lange, so fing cs hier und da und dort an zu brennen. Immer größer wurde die Gluth und immer dicker der schwarze Rauch. Ein heftiger Wind trieb die Flamme von Haus zu Haus, Hunderte von Häusern standen in Feuer, die ganze Stadt brannte. Die Franzosen erschraken. Mit Grausen sah Napoleon in das Flammenmeer, welches weithin leuchtete, und rief: „Entsetz- licher Anblick!" Er mußte nur eilen, mit seinen Soldaten aus diesem Gräuel der Verwüstung zu entkommen, sonst verbrannte Alles. Ihm selbst versengten Haar und Kleider. Da lag nun die Hoffnung der Franzosen, den Winter über in Moskau zu schwelgen, in Äsche. Wäre Napoleon gleich rasch zurückgezogen, so hätte er vielleicht Manches gerettet, doch er hoffte, Rußlands Kaiser zum Frieden zu bringen, und damit verbrachte er die Zeit. Aber Alexander antwortete, an Frieden sei nicht zu denken, sondern jetzt fange der Krieg erst recht an. Es war an einem schönen Herbsttage im October 1812, als die französische Armee ihren Rückzug aus Rußland begann. Die Russen hatten sich aber schon in Bewegung gesetzt, und so sahen die Franzosen vor und neben und hinter sich Feinde, die beständig heranstürmten und angriffen. Dessen ungeachtet ging der Zug noch ziemlich regelmäßig. Plötzlich erhob aber der Himmel die Rächerhand.

3. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 37

1868 - Wesel : Bagel
37 und sonstigen Kosten fast sechs Millionen Thaler ausgegeben, da endlich gelang es, am 16. November 1700 die sehnlich gewünschte Einwilligung zu erhalten. Wer war froher, als Friedrich! Sofort machte er sich im December 1700 auf den Weg nach Königsberg, um sich in der Hauptstadt von Preußen krönen zu lassen. Es war ein ungeheurer Zug. Man hatte ihn in vier Haufen getheilt, von denen der erste allein aus 400 Wagen bestand. 30,000 Pferde waren nöthig, um alle Wagen fortzuschaffen. Am 15. Januar 1701 fingen die Feierlichkeiten in Königsberg an. Auf den Straßen verkündeten prächtig gekleidete Beamte, daß das bisherige Herzogthum Preußen zum Königreiche erhoben und der Herzog desselben König in Preußen sei. Das Volk rief jubelnd: „Lange lebe Friedrich der Erste, unser allergnädigster König! Lange lebe Sophie Charlotte, unsere allergnä- digste Königin!" und Pauken und Trompeten schmetterten drein. Am folgenden Tage, der ein Sonntag war, flehte man in allen Kirchen des Landes zu Gott um Beistand zur bevorstehenden Krönung. Am 17. Januar stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden mit der schönen Inschrift: Einem Jeden das Seine. Am 18. Jan. war die Krönung und Salbung des ersten Königs von Preußen. Schon ganz in der Frühe des Morgens versammelten sich die vornehmsten Männer auf dem Schlosse zu Königsberg. Alle waren auf's prächtigste in Sammet und Seide gekleidet. Um 9 Uhr erschien Friedrich. Er trug ein scharlachenes, mit Gold gesticktes Kleid, welches mit diamantenen Knöpfen besetzt war, jeder 3000 Du- katen an Werth. Um seine Schultern hing der prachtvolle Königs- mantel aus rothem Sammet, auf welchem man überall Kronen und Adler aus Gold gestickt sah. Drei dicke Diamanten, die über eine Tonne Goldes kosteten, dienten als Knöpfe. In einem großen Saale war der Königsthron errichtet. Auf diesem ließ sich der neue König nieder. Dann setzte er sich die Krone auf, nahm das goldene Scepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand, und nun huldigten ihm alle Anwesenden. Sobald dies geschehen, holte man die Königin ab, krönte sie, führte sie zum Throne und huldigte auch ihr. — Jetzt folgte die feierliche Salbung. Der prächtige Zug setzte sich nach der evangelischen Schloßkirche in Bewegung. Der Weg dahin war mit rothem Tuche belegt, an beiden Seiten standen lange Reihen Soldaten, und überall in den Häusern, ja so- gar auf den Dächern die unermeßlichen Massen des Volks, welches jubelnd das königliche Paar begrüßte. Als der König und die Königin bis an die Kirchthür gekommen waren, wurden sie von den Predigern zu dem Throne vor dem Altäre geführt. Nach dem Ge- sänge und der Predigt kamen die Prediger vor den Altar. Der Königs ging hinzu, kniete auf ein Bänkchen nieder und legte Krone und Scepter neben sich. Der Bischof von Bär salbte den König

4. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 93

1868 - Wesel : Bagel
93 führung. Es war ein schöner Mondschein, und es begann eine grausige Jagd. In den Feldern und in den Dörfern wurden btc Franzosen aufgejagt: wer nicht schnell genug fliehen konnte, wurde nieder- gehauen, oder mußte sich ergeben. Es währte nicht lange, so waren unsere braven Soldaten vor Genappe. Rasch wurde das Städtchen genommen, und im Nn waren die Wagen umzingelt. Mit Ent- setzen erwachte Napoleon; kaum hatte er Zeit, aus dem Wagen zu springen und davon zu laufen, dann sich auf ein Pferd zu werfen und aus der Stadt zu sprengen. Wagen, Hut, Degen, Krone, Kaisermantel, Edelsteine und sonstige Kostbarkeiten fielen in die Hände der Sieger. Napoleon eilte nach Paris. Zehn Tage nach- her standen auch die Verbündeten vor den Thoren der treulosen Stadt. Drinnen war wieder, wie das erste Mal, Schrecken und Verwirrung. Am 7. Juli ergaben sich die Pariser, und die Preußen und Engländer hielten zum zweiten Male einen schönen Sieges- einzug. Diesmal wurde aber die Hauptstadt hart mitgenommen. Der alte Blücher züchtigte das leichtsinnige Frauzosenvolk recht ordentlich. Zuerst sagte er: „Die Franzosen haben es sich lauge Zeit sehr wohl in Berlin schmecken lassen, die Preußen sollen cs eben so auch in Paris haben." Und wie der deutsche Held befahl, so mußte es ohne Widerrede geschehen. Dann gebot er, 100 Mil- lionen Franken Kriegssteuer zu zahlen. Das war die zweite Demü- thigung. Ucber die dritte jammerten die Franzosen am ärgsten. Sie hatten auf ihren Siegeszügen überall au8 den Ländern die schönsten Gemälde, Bildsäulen und sonstigen Kunstwerke geraubt und im Triumphe nach Paris geschleppt. Dort standen diese prachtvollen Sachen als Siegeszeichen aufgestellt. „Ich werde Alles zurücknehmen, was preußisches Eigenthum ist," sprach Blücher, und nun ließ er ausräumen und hörte nicht eher auf, bis er das kleinste Stück zurückgenommen und in das Vaterland gesendet hatte. Als das die andern Völker sahen, griffen sie auch zu und nahmen das Ihrige, so daß die Franzosen von dem Geraubten nichts behielten. Am 8. Juli kehrte der geflüchtete König Ludwig, der Achtzehnte, nach Paris zurück. Mit ihm wurde der zweite Pariser Frieden geschlossen. Frankreich mußte mehrere Landcstheile an der Grenze abtreten, 700 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen und eine Reihe Festungen hergeben, welche auf 3 bis 5 Jahre von den Bun- destruppen besetzt wurden. Das war die Strafe für die Franzosen, weil sie Napoleon wieder ausgenommen hatten. Er selbst entging seinem Richter auch nicht. Von Paris aus war er an die Meeres- küste geflohen, um nach Amerika zu entwischen. Das wollte ihm aber nicht glücken, und als ihm nun die Preußen nahe kamen, gerieth er so in Angst, daß er sich den Engländern ergab. Diese sollten ihn, so meinte er, nach England bringen, dort wollte er ruhig

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 88

1868 - Wesel : Bagel
88 nicht, was er machen sollte. Bald wollte er Paris stürmen, bald bat er die Fürsten demüthig um Frieden. Aber diese sagten kurz und gut: „Weder mit Napoleon, noch mit einem Gliede seiner Familie unterhandeln wir. Ihr Franzosen könnt euch eine andere Regierung wühlen." Nun versammelte sich der Senat von Frank- reich, setzte Napoleon förmlich ab und rief den Bruder des Hin- gerichteten Königs Ludwig, unter dem Namen: Ludwig der Acht- zehnte, auf den französischen Königsthron. Napoleon weinte, als er dies erfuhr; da er aber sah, daß man auf ihn gar nicht hörte, zog er still nach Elba bei Italien, welche Insel man ihm zum Wohnsitze angewiesen hatte. Mit dem neuen französischen Könige schlossen die Herrscher den ersten Pariser Frieden. Dann zogen die fremden Heere aus Frankreich. Auch unsere braven Soldaten wendeten sich der Hei- math zu. Der König dankte ihnen für ihre Treue und Tapferkeit und befahl, daß Jeder, der dem großen Kampfe beigewohnt, eine Denkmünze aus dem Metalle- der eroberten Kanonen zur Erinne- rung haben sollte. Am 7. August hielt der geliebte Monarch mit den Garden einen feierlichen Einzug in Berlin. Das war ein wahrer Festtag! Die Zuschauer weinten Freudenthränen, daß nun das schöne Ziel errungen sei. Bis vor das königliche Schloß ging langsam der majestätische Zug. Dort hatte man einen Altar er- richtet, denn vor Allem dem gnädigen Gott Lob und Preis zu bringen, das hatte der gute, fromme König befohlen. In großen Reihen standen da die Schaaren und Tausende von Zuschauern, in der Mitte der König und das Gefolge. Ein feierlicher Gottesdienst wurde gehalten. Und als am Schluffe der Geistliche im inbrün- stigen Gebet die Hände gen Himmel erhob, sank der König auf die Kniee und mit ihm alle die Tausende, welche zugegen waren. In demselben Augenblicke brach die Sonne mit freundlichen Strahlen aus dem bisher düsteren Himmel und beschien mild die Betenden. 47. Napoleon kommt wieder nach Frankreich. Es waren seit 20 Jahren in Europa durch die Franzosen und ihren Kaiser solche Umwälzungen geschehen, daß man jetzt genug zu thnn hatte, um Alles wieder in Ordnung zu bringen. Die Fürsten und Abgeordneten versammelten sich daher in Wien und wollten dort gemeinschaftlich bcrathen, wie man Jeden nach Ge- bühr befriedige. Das war aber nicht leicht. Der Eine forderte dies, der Andere jenes, und cs war schon im Voraus zu denken, daß man in allen Stücken nicht gleich einig sein werde. Als Na- poleon dies hörte, freute er sich, denn er meinte, nun entstände große Uneinigkeit unter den verbündet gewesenen Fürsten, und jetzt

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 89

1868 - Wesel : Bagel
89 sei es Zeit, seinen heimlichen Plan auszuführen. Er hatte näm- lich immer recht fleißig an feine Anhänger in Frankreich geschrieben und gesagt, er wolle bald kommen und sich wieder zum Kaiser der Franzosen machen. Die alten Soldaten und Anführer, dazu viele andere Menschen, die von den Kriegen großen Nutzen gehabt hat- ten, hörten dies gern und warteten mit Sehnsucht auf Napoleons Erscheinen. Am 28. Februar 1815 giebt er Befehl, sich einzu- schisfen. 600 Mann seiner alten Garde, die er mitgenommen, eilen dem Ufer zu und gehen mit ihm zu Schiffe. Der hundert- stimmige Ruf ertönt: „Paris oder Tod!" Die englischen und fran- zösischen Wachtschiffe, welche bei Elba lagen, um den treulosen Eroberer zu beobachten, werden überlistet, und am 1. März 1815 landet er wirklich mit seinem Häuflein an der Küste von Frankreich. Plötzlich ertönte durch Europa der Schrcckensruf: Napoleon ist von Elba weggegangen und nach Frankreich gekommen, um wieder Kai- ser zu werden! Auch nach Wien kam die Nachricht. Ucberall er- schrak man, aber Jeder glaubte, der Waghals werde bald verloren sein, so tollkühn erschien das Unternehmen. Selbst die Franzosen erstaunten zuerst. Doch bald nahmen sie ihren alten Kaiser mit Frohlocken auf; dcun sie dachten noch an die Zeiten, als sie das große Volk und die Unbesiegten sich nannten. Der alte Hochmnth stieg ihnen gewaltig in den Sinn. Die Städte öffneten dem Wic- dergekommenen die Thore, die Soldaten traten zu ihm über, die Landleute gingen ihm entgegen. Der König Ludwig schickte gegen den gefährlichen Mann Truppen, um ihn zurückzutreiben oder ge- fangen zu nehmen; aber diese gingen zu ihrem alten Führer über. In 20 Tagen machte Napoleon einen Weg von 100 Meilen und hielt unter lautem Jubel seinen Einzug in Paris. Der französische König mußte nach den Niederlanden fliehen. — Eine solche Schändlichkeit hatte die Welt noch nie gesehen. Alle Völker wurden zornig. Napoleon erwartete dies, darum sagte er: „Das Unglück hat mich klüger gemacht. Ich werde gern Frie- den halten. Frankreich ist groß genug, ich werde an keine Er- oberungen wieder denken." Aber die versammelten Fürsten in Wien hörten auf die Heuchelreden nicht, sondern sprachen: „Napoleon ist ein Wortbrüchiger, mit welchem wir nichts zu thun haben wollen. Von der Gemeinschaft der Guten ist er ausgeschlossen und der Strafe anheim gefallen. Er ist ein gemeinsamer Feind, und wir wollen ihn bekämpfen." Jetzt ergriffen alle Völker die Waffen. Die Russen, die Oesterreicher, die Deutschen und vor Allen die braven Preußen erhoben sich. Tausende von Kriegern sammelten sich in den Niederlanden. Da standen auf der einen Seite die Engländer, Niederländer, Hannoveraner, Braunschweiger und Nassauer unter dem englischen Herzog von Wellington, an 80,000 Mann stark,

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 110

1868 - Wesel : Bagel
110 gehen, an einer paffenden Stelle über den Meeresarm Brücken zu schlagen und den Feind im Rücken anzugreifen. Die Oesterreicher und einige preußische Garderegimenter waren auf den westlichen Flügel des Danewirke vorgerückt und griffen am 3. Februar bei Oberselk und Iagel an. Sechs dänische Bataillone verteidigten brav die Höhen, doch die Verbündeten erstürmten den Königsberg und pflanzten dort eine gezogene preußische 12pfünder- Batterie auf, um dem Feinde den Gruß in die Festungswerke zu senden. Unterdeß war Prinz Friedrich Karl mit seinem Heere an der Schlei bis dem Städtchen Kappeln gegenüber abwärts gezogen; dort sollten die Brücken geschlagen werden. Daß dies an jenem Platze wegen der vielen Sümpfe und Moräste geschehen könne, hielt General de Meza für unmöglich. Er irrte. Fischer und Schiffer aus der Umgegend halfen die Schiffbrücken schlagen und in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar war Alles fertig. Plötzlich sah man in der Morgenzeit das Städtchen Kappeln hell erleuchtet und jubelnd hörte man von dort den Gesang: „Schleswig-Holstein meerumschlungen!" Was bedeutete das? — Der dänische Ober- general erhielt die Nachricht: Die Preußen ziehen über die Schlei. Sofort machte er sich mit seinen Truppen in aller Stille auf, ver- ließ das Danewirke ohne Schwertschlag und eilte durch die Stadt Flensburg in die Schanzen von Düppel. Die österreichischen Vor- posten hatten in der Nacht wohl Kommandowortc, Pferdegetrappel und Raffeln von Wagen und Geschützen gehört, aber an einen Ab- zug des Feindes dachte man nicht, bis Leute aus der Stadt Schleswig kamen und sagten: Die Dänen sind abgezogen. Nun ging's hinter dem Feinde her, doch dieser rannte, wie ein Rasen- der, um zu entwischen. Bei Oeversce wurde er eingeholt. Er hatte seine besten Regimenter in die Nachhut gestellt und in den Buchen- waldungen und hinter den Knicks — das sind 4 bis 5 Fuß hohe Stein- und Erdwälle mit Strauchwerk bepflanzt, welche quer über die Felder gehen, damit diese nicht von den Seestürmen zerfegt werden, — verthcilt. Muthig griffen die Oesterreicher an, brav wehrten sich die Dünen. Das erste dänische Infanterie-Regiment wurde hier rein vernichtet, doch es hatte durch seine Tapferkeit die Armee gerettet. Denn obschon die Oesterreicher einen Knick nach dem andern und zuletzt auch die Buchenwaldungen nahmen, so hatte es doch die Feinde so lange aufgehalten, daß 14 dänische Regimenter in die Düppeler Schanzen und nach der Insel Alsen, die andern Truppen über Apenrade und Hadersleben nach der Festung Friedericia in Jütland entkamen. Noch irrten die letzten Dänen in der Stadt Flensburg um- her, als die preußischen Husaren und Dragoner auch schon ein- rückten. Prinz Friedrich Karl war von Kappeln aus mit seinem

8. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 112

1868 - Wesel : Bagel
112 fliehen und hatten viele Gefangene, Todte und Verwundete ver- loren. Unterdeß hatte die preußische Artillerie ihre schweren Geschütze den Schanzen näher und näher gebracht und schoß die Wälle ge- waltig zusammen. Man wollte die Dänen bei Osterdüppel und Nübel ganz in ihre Werke zurückwerfen und auf den eroberten Plätzen Batterien anlegen. Am 28. März sollte das 8. und 18. Regiment den Angriff unerwartet ausführen, aber die Sache war den Feinden verrathen und sie machten sich fertig. Muthig gingen die Preußen vor, listig zog sich der Feind zurück. In übergroßer Siegcsfreude stürzten unsere Truppen weiter und drangen in eine der Schanzen. Doch hier standen 4 dänische Regimenter und sielen über die Stürmenden her. Es entstand ein grausiger Kampf. Trotz der Uebermacht schienen unsere Regimenter die Oberhand zu behal- ten, als plötzlich der Rolf Krake heranbraus'te und so entsetzlich Granaten und Bomben auf unsere tapfern Soldaten warf, daß sie weichen mußten. Prinz Friedrich Karl belobte nach dem Kampfe die Braven und fragte die Achtzehner, welche meistens Polen aus der Provinz Posen waren, wie es ihnen in dem Gefechte ergangen sei. „I, sehr kut. Königliche Hoheit," sagte ein Pole, „hätte wir das Schanz richtik kriegt, wenn Kahn verfluchtiker nit gewese wär." (Er meinte den Rolf Krake.) In der Mitte des Monats April beschloß Prinz Friedrich Karl, die Schanzen zu erstürmen. Ganz in der Stille looseten die Re- gimenter, welche Bataillone die Sturmkolonnen bilden sollten. Ihrer 11 bis 12 waren dazu bestimmt. Die Mannschaften nahmen das heil. Abendmahl, um im Vertrauen auf Gott das schwere Werk auszuführen. Nachts Schlag 12 am 17. April traf der Befehl ein, daß die Bataillone um 2 Uhr Morgens am 18. in den Lauf- und Schanzgräben still sich aufstellen sollten. Es geschah. Nun fingen alle preußischen Batterien so furchtbar zu feuern an, daß die Erde erbebte. Die Dänen merkten die Gefahr und machten sich bereit. Ihre Kanonen antworteten und die Regimenter waren auf- gestellt. Sie erwarteten den Sturm in der Morgendämmerung, doch es geschah nichts. Noch immer donnerten die preußischen Ge- schütze; endlich hielt der Feind das Ganze für einen Scheinangriff. Plötzlich hörte Schlag 10 Uhr das Geschützfeuer auf. Im selben Augenblicke brachen die Sturmkolonnen mit Hurrah und Musik auf die Schanzen Nr. 1 bis 6 los. In zwanzig Minuten waren sie größtentheils genommen und die preußischen Fahnen wehten von den feindlichen Wällen. Die ganze Erstürmung geschah in Einem Ruck und in schönster Ordnung. Zwar wehrten sich die Dänen in einigen Werken brav, zwar kam der Rolf Krake herangebraust und feuerte auf die Preußen, doch die Feinde wurden zurückge-

9. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 78

1868 - Wesel : Bagel
78 Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegsruf erklang. Her, wie der weiße Jüngling im Sattel sich schwang! Da ist er's gewesen, der Kehraus gemacht, Mit eisernem Besen das Land rein gemacht. Bei Lützen auf der Au' er hielt solchen Strauß, Daß vielen tausend Welschen der Athem ging aus. Viel Tausende liefen dort hasigen Lauf, Zehntausend entschliefen, die nie wachen auf. Am Wasser der Katzbach er's auch hat bewährt. Da hat er den Franzosen das Schwimmen gelehrt. Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab, Und nehmt, Ohnehosen, den Wallfisch zum Grab. Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch! Da schirmte die Franzosen nicht Schanze noch Burg; Sie mußten wieder springen, wie Hasen über's Feld, Und hell ließ erklingen sein Hussa der Held. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht! Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht, Da lagen sie sicher nach blutigem Fall, Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren heraus! Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus, Dem Siege entgegen, zum Rhein, über'n Rhein, Du tapferer Degen, in Frankreich hinein! 41. Gott segnet noch ferner die gerechte Sache. Als Napoleon von seinem Zuge gegen Bliicher wieder in Dres- den ankam, war die böhmische Armee, welche fast aus lauter Oester- reichern bestand, schon vor dieser Skadt, um sie wegzunehmen. An demselben Tage, an welchem Blücher die Franzosen schlug, begann vor Dresden die schwere Schlacht. Sie fiel leider nicht glücklich für die Verbündeten aus. Der österreichische Feldherr meinte, Napo- leon sei noch in Schlesien, und deshalb habe er leichtes Spiel,- aber der grausige Kriegsmann war mit großen Schaaren zurückge- kommen und wehrte sich, wie ein Löwe. Die Ocsterreicher stürmten auf die Schanzen und die Stadt los und drangen tapfer vor, doch brav kämpften die Franzosen und jagten die Oesterreichcr zurück. So ging cs den ganzen Tag hindurch. Am folgenden Tage fiel Napoleon mit seiner ganzen Macht aus Dresden, nahm seinen

10. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 80

1868 - Wesel : Bagel
80 ausüben lassen. Unter seinen Marschällen hatte er einen sehr küh- nen und tapfern Mann. Er hieß Ney. Diesem gab er 80,000 der schönsten Soldaten und den Befehl, bis Berlin durchzudringen. Ney machte sich auf und nahm so still und schlau seinen Weg, daß er unversehens am 6. September bei Dennewitz stand, wo die preußischen Generale Bülow und Tauenzien mit 40,000 Mann lagerten. Die Franzosen stürmten heran, aber die Preußen standen fest und wichen nicht vor der Uebermacht. Wenn sie auf einer Stelle zurückgetricben wurden, so rückten sie bald wieder tapfer vor und brachten die Feinde zum Weichen. Ney wagte Alles, um zu siegen; vergebens, ein Dorf nach dem andern ging verloren. Die Begeisterung der Preußen ward immer größer. Und obschon ihrer ein Drittel tobt oder verwundet auf dem Platze lag, sie ließen sich dennoch nicht halten. Erst durchbrachen sie die Mitte der Franzosen, dann schlugen sie den rechten und endlich den linken Flügel. Am Abend kam noch die schwedische Armee und nun waren die Feinde ganz verloren. Der Eine rannte hierhin, der Andere dorthin. Die meisten flüchteten nach Leipzig und hielten dort mit verbundenen Köpfen, demüthig auf Kühen reitend, ihren Einzug. Ney schrieb: „Ich bin nicht mehr Herr der Armee, sie versagt mir den Gehorsam und hat sich völlig aufgelöst." Er hatte 20,000 Mann, 80 Ka- nonen und viele Wagen verloren. Die Schlacht bei Wartenburg. Der Monat September verging, ohne daß man etwas gegen einander vornahm. Alles, was Napoleon sich ausgedacht, mißlang. Er rannte bald nach Böhmen gegen die Oesterreichcr, bald nach Schlesien gegen die Preußen; aber nirgends konnte er seinen Plan ausführen, und die Sache blieb, wie sie war. Dem alten Blücher war dieser langsame Gang des Krieges sehr zuwider. Rasch setzte er sich in Bewegung und ging zwischen Wittenberg und Torgau über die Elbe. Kaum war der preußische General Jork, welcher voranzog, auf dem andern Ufer angekommen, als er zu seinem Erstaunen dicht vor sich eine große französische Armee sah. Denn eben war in dieselbe Gegend der General Dcrtrand mit 20,000 Mann gerückt und hatte sich hinter den hohen Elbdämmcn recht sicher in Ordnung gestellt. Auch er erschrak nicht wenig, die Preußen so nahe zu sehen. Jork befahl, sofort anzugreifeu, und cs entstand ein mörderischer Kampf. Die preußischen Regimenter sprangen kühn in die tiefen Graben, gingen durch Schlamm und Wasser und kletterten zwischen den Weiden an den Dämmen in die Höhe. Hier brüllten ihnen aber die Kanonen und Gewehre der Franzosen entgegen. Hunderte stürzten, doch un- erschrocken drängten die Folgenden nach, immer höher kamen sie, immer dichter an den Feind. Endlich waren die Tapfern oben. Ohne Zagen gingen sie auf die Franzosen los, nichts konnte ihnen
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